Steuerungstechnik

Aus Wiki der SRS Mischtechnik

Wechseln zu: Navigation, Suche
(Weitere Darstellungsformen)
(Steuerungstypen)
 
Zeile 1: Zeile 1:
-
{{Überarbeiten}}
 
Die '''Steuerungstechnik''' umfasst den Entwurf und die Realisierung von Steuerungen. Sie ist ein Teilgebiet der [[Automatisierungstechnik]].  
Die '''Steuerungstechnik''' umfasst den Entwurf und die Realisierung von Steuerungen. Sie ist ein Teilgebiet der [[Automatisierungstechnik]].  
-
Die '''Steuerung''' ist ein Plan, nach dem die in technischen Produkten ([[Gerät]]e, [[Apparat (Verfahrenstechnik)|Apparat]]e, [[Maschine]]n, [[Anlage (Technik)|Anlagen]] und [[Biotechnik|biologische Systeme]]) vorkommenden, prinzipiell veränderlichen (dynamischen) Größen beeinflusst werden.  
+
Die '''Steuerung''' ist ein Plan, nach dem die in technischen Produkten (Geräte, Apparate, Maschinen, Anlagen und biologische Systeme) vorkommenden, prinzipiell veränderlichen (dynamischen) Größen beeinflusst werden.  
-
Abhängig von ''Eingangsgrößen'' (zum Beispiel Stellung einer [[Schalter]]-Wippe, eines [[Handrad]]es, Mischhebels oder Drehknopfes ) werden ''Ausgangsgrößen'' (zum Beispiel [[Beleuchtung]], [[Temperatur]], [[Druck (Physik)|Druck]] oder [[Drehzahl]]) mittels eines ''[[Aktor]]s'' (zum Beispiel Schalter, [[Ventil]] oder [[Motor]]) eingestellt.  
+
Abhängig von ''Eingangsgrößen'' (zum Beispiel Stellung einer Schalter-Wippe, eines Handrades, Mischhebels oder Drehknopfes) werden ''Ausgangsgrößen'' (zum Beispiel Beleuchtung, Temperatur, Druck oder Drehzahl) mittels eines ''Aktors'' (zum Beispiel Schalter, Ventil oder Motor) eingestellt.  
-
Im Gegensatz zur [[Regelung (Natur und Technik)|Regelung]] fehlt bei der Steuerung die Rückkopplung der Ausgangsgröße auf den Eingang.
+
Im Gegensatz zur Regelung fehlt bei der Steuerung die Rückkopplung der Ausgangsgröße auf den Eingang.
-
Wenn aber bei der Kommunikation zwischen [[Mensch-Maschine-Schnittstelle|Mensch und Maschine]] auf Grund einer [[Anzeige (Technik)|angezeigten]] Ausgangsgröße die Eingangsgröße verändert wird, so findet eine Regelung mit dem Mensch als [[Regler]] statt.
+
Wenn aber bei der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine auf Grund einer angezeigten Ausgangsgröße die Eingangsgröße verändert wird, so findet eine Regelung mit dem Mensch als Regler statt.
-
Die Zustandsgrößen am Ein- und Ausgang können sowohl [[Analogsignal|analog]] als auch [[Digitalsignal|digital]] (im besonderen [[Binärcode|binär]]) sein. Binäre Zustände sind zum Beispiel die Ein-und Ausgangsgrößen einer Beleuchtung: Der Schalter hat zwei Lagen, das Licht ist ein- oder ausgeschaltet. Werden Steuerungen zur Überwachung eingesetzt, so ist die Ausgangsgröße ebenfalls binär: Erreicht die zu überwachende Größe (Eingangsgröße) einen gefährlichen Wert, so wird ein Prozess oft abgeschaltet (die Ausgangsgröße erhält den Zustand LOW).
+
Die Zustandsgrößen am Ein- und Ausgang können sowohl analog als auch digital (im besonderen binär) sein. Binäre Zustände sind zum Beispiel die Ein-und Ausgangsgrößen einer Beleuchtung: Der Schalter hat zwei Lagen, das Licht ist ein- oder ausgeschaltet. Werden Steuerungen zur Überwachung eingesetzt, so ist die Ausgangsgröße ebenfalls binär: Erreicht die zu überwachende Größe (Eingangsgröße) einen gefährlichen Wert, so wird ein Prozess oft abgeschaltet (die Ausgangsgröße erhält den Zustand LOW).
== Grundlagen ==
== Grundlagen ==
-
Das folgende Schema zeigt die wesentlichen Komponenten von steuerungstechnischen Einrichtungen und ihren [[Flussdiagramm|Informationsfluss]]:
+
Das folgende Schema zeigt die wesentlichen Komponenten von steuerungstechnischen Einrichtungen und ihren Informationsfluss:
[[Datei:Steuerung_Schema.png|549px]]
[[Datei:Steuerung_Schema.png|549px]]
Zeile 19: Zeile 18:
In steuerungstechnischen Einrichtungen werden Informationen übertragen und verarbeitet. Überwiegend ist der Informationsträger elektrische Spannung, seltener hydraulischer oder pneumatischer Druck.
In steuerungstechnischen Einrichtungen werden Informationen übertragen und verarbeitet. Überwiegend ist der Informationsträger elektrische Spannung, seltener hydraulischer oder pneumatischer Druck.
-
[[Sensor]]en wandeln Prozesszustände in Informationen um und sind dadurch Informationsquellen. Dagegen sind [[Aktor]]en Informationssenken: Sie wandeln Informationen in Prozessenergie um.
+
Sensoren wandeln Prozesszustände in Informationen um und sind dadurch Informationsquellen. Dagegen sind Aktoren Informationssenken: Sie wandeln Informationen in Prozessenergie um.
Die von Sensoren abgegebenen Informationen werden so gewandelt, dass sie sich für den jeweiligen Übertragungsabschnitt eignen und von der Steuerung als Eingangsgröße verarbeitet werden können. Ausgegebene Informationen werden auch gewandelt bevor die Aktoren in den Prozess eingreifen.
Die von Sensoren abgegebenen Informationen werden so gewandelt, dass sie sich für den jeweiligen Übertragungsabschnitt eignen und von der Steuerung als Eingangsgröße verarbeitet werden können. Ausgegebene Informationen werden auch gewandelt bevor die Aktoren in den Prozess eingreifen.
Zeile 25: Zeile 24:
=== Abgrenzung zwischen Steuerung und Regelung ===
=== Abgrenzung zwischen Steuerung und Regelung ===
[[Datei:Steuerung Regelung.svg|thumb|Abgrenzung zwischen Steuerung und Regelung]]
[[Datei:Steuerung Regelung.svg|thumb|Abgrenzung zwischen Steuerung und Regelung]]
-
Im Gegensatz zur Regelung fehlt bei der Steuerung die fortlaufende [[Rückkopplung]] der Ausgangsgröße auf den Eingang des Reglers (Regeleinrichtung). Aufgrund der nicht vorhandenen Rückführung des Istwertes wird in der Technik von einer ''offenen Wirkungskette'' oder auch ''Steuerkette'' gesprochen.
+
Im Gegensatz zur Regelung fehlt bei der Steuerung die fortlaufende Rückkopplung der Ausgangsgröße auf den Eingang des Reglers (Regeleinrichtung). Aufgrund der nicht vorhandenen Rückführung des Istwertes wird in der Technik von einer ''offenen Wirkungskette'' oder auch ''Steuerkette'' gesprochen.
Beispiel:  
Beispiel:  
:Ein Gleichstrommotor wird mit einem Vorwiderstand so eingestellt, dass er im Leerlauf 1000 U/min läuft. Tritt eine Last auf, sinkt die Drehzahl. Der Elektromotor ist in diesem Fall gesteuert.
:Ein Gleichstrommotor wird mit einem Vorwiderstand so eingestellt, dass er im Leerlauf 1000 U/min läuft. Tritt eine Last auf, sinkt die Drehzahl. Der Elektromotor ist in diesem Fall gesteuert.
-
:Wenn die Aufgabe besteht, unabhängig von der Last eine konstante Drehzahl herzustellen, ist eine ''Regelung'' notwendig: Der [[Regelgröße|Istwert]] wird mit einem Drehzahl-Sensor erfasst. Der Regler erkennt die Abweichung des Istwertes vom Sollwert und wirkt so auf einen Aktor (Stromrichter) ein, dass die Störeinflüsse ausgeglichen werden. Dadurch entsteht eine [[negative Rückkopplung]], ein geschlossener [[Regelkreis]]. Solche Anordnungen gehören zum technischen Wissensgebiet der [[Regelungstechnik]].
+
:Wenn die Aufgabe besteht, unabhängig von der Last eine konstante Drehzahl herzustellen, ist eine ''Regelung'' notwendig: Der Istwert wird mit einem Drehzahl-Sensor erfasst. Der Regler erkennt die Abweichung des Istwertes vom Sollwert und wirkt so auf einen Aktor (Stromrichter) ein, dass die Störeinflüsse ausgeglichen werden. Dadurch entsteht eine negative Rückkopplung, ein geschlossener Regelkreis. Solche Anordnungen gehören zum technischen Wissensgebiet der Regelungstechnik.
   
   
;Control:
;Control:
-
In der englischen Literatur wird sowohl für Regelung als auch für Steuerung das Wort {{lang|en|control}} verwendet. Bei Übersetzungen wird dieses Wort oft mit „Steuerung“ übersetzt. Im Englischen wird die genaue Bedeutung jedoch nur dann ersichtlich, wenn ausdrücklich von einer {{lang|en|open loop control}} („Steuerung“) oder {{lang|en|closed loop control}} („Regelung“) gesprochen wird, sonst ist die Kenntnis des Kontextes für die richtige Übersetzung als „Steuerung“ oder „Regelung“ erforderlich.
+
In der englischen Literatur wird sowohl für Regelung als auch für Steuerung das Wort verwendet. Bei Übersetzungen wird dieses Wort oft mit „Steuerung“ übersetzt. Im Englischen wird die genaue Bedeutung jedoch nur dann ersichtlich, wenn ausdrücklich von einer („Steuerung“) oder („Regelung“) gesprochen wird, sonst ist die Kenntnis des Kontextes für die richtige Übersetzung als „Steuerung“ oder „Regelung“ erforderlich.
-
In der deutschen [[Umgangssprache]] werden Regelung und Steuerung häufig nicht genau unterschieden. Diese Ungenauigkeit zieht sich auch in Fachsprachen, die dieser präzisen Abgrenzung nicht bedürfen: In der [[Betriebswirtschaftslehre]] umfasst einerseits Maßnahmen zur Erreichung vorgegebener Ziele im Rahmen der [[Unternehmensführung|Führung]], Leistungswirtschaft, Verwaltung und im [[Controlling]], z. B. als ''Vorsteuerung'' – nämlich vor dem Eintritt von Störungen, Steuerung im eigentlichen Sinne – und als ''Nachsteuerung'' (Regelung im technischen Sinne), z. B. nach Vergleich der Sollwerte mit den Istwerten, um aus den Ergebnissen neue Maßnahmen abzuleiten.
+
In der deutschen Umgangssprache werden Regelung und Steuerung häufig nicht genau unterschieden. Diese Ungenauigkeit zieht sich auch in Fachsprachen, die dieser präzisen Abgrenzung nicht bedürfen: In der Betriebswirtschaftslehre umfasst einerseits Maßnahmen zur Erreichung vorgegebener Ziele im Rahmen der Führung, Leistungswirtschaft, Verwaltung und im Controlling, z. B. als ''Vorsteuerung'' – nämlich vor dem Eintritt von Störungen, Steuerung im eigentlichen Sinne – und als ''Nachsteuerung'' (Regelung im technischen Sinne), z. B. nach Vergleich der Sollwerte mit den Istwerten, um aus den Ergebnissen neue Maßnahmen abzuleiten.
=== Binäre Signale ===
=== Binäre Signale ===
-
Prozesszustände sind zweiwertig (binär), wenn sie nur 2 mögliche [[Wahrheitswert]]e haben, wie z. B. Taste gedrückt/nicht gedrückt, Gegenstand vorhanden/nicht vorhanden. Die beiden Wahrheitswerte werden durch definierte Zustände eines Informationsträgers abgebildet, z. B. „nicht gedrückt“ entspricht 0 V, „gedrückt“ entspricht 24 V. Diese Zustände werden mit {0,1} oder {falsch,wahr} beschrieben.
+
Prozesszustände sind zweiwertig (binär), wenn sie nur 2 mögliche Wahrheitswerte haben, wie z. B. Taste gedrückt/nicht gedrückt, Gegenstand vorhanden/nicht vorhanden. Die beiden Wahrheitswerte werden durch definierte Zustände eines Informationsträgers abgebildet, z. B. „nicht gedrückt“ entspricht 0 V, „gedrückt“ entspricht 24 V. Diese Zustände werden mit {0,1} oder {falsch,wahr} beschrieben.
   
   
=== Analoge Signale ===
=== Analoge Signale ===
Prozesszustände sind kontinuierlich, wenn sie durch eine reelle Zahl abgebildet werden können, z. B. Temperatur = 65,5 °C.
Prozesszustände sind kontinuierlich, wenn sie durch eine reelle Zahl abgebildet werden können, z. B. Temperatur = 65,5 °C.
-
Ein kontinuierlicher Prozesszustand wird vom Sensor in ein [[Analogsignal|analoges Signal]] umgesetzt. Wenn das Steuergerät den Zahlenwert des analogen Signals benötigt, ist eine [[Digitalisierung|Analog-Digitalwandlung]] erforderlich.
+
Ein kontinuierlicher Prozesszustand wird vom Sensor in ein analoges Signal umgesetzt. Wenn das Steuergerät den Zahlenwert des analogen Signals benötigt, ist eine Analog-Digitalwandlung erforderlich.
Analoge Signale werden zur Regelung, zur Anzeige oder zur Überprüfung von Grenzwerten benötigt. Eine Grenzwertprüfung von physikalischen Größen führt zu der binären Information: Grenzwert erreicht/nicht erreicht.
Analoge Signale werden zur Regelung, zur Anzeige oder zur Überprüfung von Grenzwerten benötigt. Eine Grenzwertprüfung von physikalischen Größen führt zu der binären Information: Grenzwert erreicht/nicht erreicht.
Zeile 49: Zeile 48:
Nach Art der Signalverarbeitung wird unterschieden in:
Nach Art der Signalverarbeitung wird unterschieden in:
-
*''Sequenzielle Steuerung ([[Ablaufsteuerung]])'': Ablauf einzelner Schritte nach logischen Entscheidungen
+
*''Sequenzielle Steuerung (Ablaufsteuerung)'': Ablauf einzelner Schritte nach logischen Entscheidungen
:z. B: wenn dieser Zustand auftritt, wird ein bestimmter Zustand ausgegeben  
:z. B: wenn dieser Zustand auftritt, wird ein bestimmter Zustand ausgegeben  
*''Zeitprogramm-Steuerung'': Ablauf der Ereignisse nach einem Zeitschema
*''Zeitprogramm-Steuerung'': Ablauf der Ereignisse nach einem Zeitschema
-
:z. B.: bei einer [[Lichtzeichenanlage|Verkehrsampel]]
+
:z. B.: bei einer Verkehrsampel
*''Wegprogramm-Steuerung'': Ablauf der Ereignisse nach einem Wegschema
*''Wegprogramm-Steuerung'': Ablauf der Ereignisse nach einem Wegschema
-
:z. B.: [[Computerized Numerical Control|CNC-Fräs-/Drehsteuerung]]
+
:z. B.: CNC-Fräs-/Drehsteuerung
Einteilung von Steuerungen nach ihrem Aufbau:
Einteilung von Steuerungen nach ihrem Aufbau:
-
*[[Verbindungsprogrammierte Steuerung]]
+
*Verbindungsprogrammierte Steuerung
-
**mechanische Steuerung: z. B. [[Steuerung (Dampfmaschine)]]
+
**mechanische Steuerung: z. B. Steuerung (Dampfmaschine)
-
**elektrische Steuerung: z. B. [[Elektrischer Kontakt|Kontakte]] und [[Relais]]
+
**elektrische Steuerung: z. B. Kontakte und Relais
**pneumatische, hydraulische Steuerung
**pneumatische, hydraulische Steuerung
-
**elektronische Steuerung: z. B. [[Logikgatter]], [[Programmierbare logische Schaltung]]
+
**elektronische Steuerung: z. B. Logikgatter, Programmierbare logische Schaltung
-
*[[Speicherprogrammierbare Steuerung]] (SPS): z.&nbsp;B. [[Mikrocontroller]]<br />Sie ist heute der am meisten verwendete Steuerungstyp.
+
*Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS): z.&nbsp;B. Mikrocontroller<br />Sie ist heute der am meisten verwendete Steuerungstyp.
== Entwurf einer Steuerung ==
== Entwurf einer Steuerung ==
-
Steuern bedeutet, dass jeder möglichen Kombination von Eingangsgrößen entsprechend dem Steuerungszweck der Wahrheitswert für jeden Ausgang zugeordnet wird. Dargestellt werden diese Zuordnungen am ausführlichsten in einer [[Wahrheitstabelle]].  
+
Steuern bedeutet, dass jeder möglichen Kombination von Eingangsgrößen entsprechend dem Steuerungszweck der Wahrheitswert für jeden Ausgang zugeordnet wird. Dargestellt werden diese Zuordnungen am ausführlichsten in einer Wahrheitstabelle.  
-
Nach einer möglichen Vereinfachung mit den Regeln der [[Boolesche Algebra|Booleschen Algebra]] oder dem [[Karnaugh-Veitch-Diagramm]] kann das Ergebnis direkt zur Realisierung des Steuergerätes dienen.
+
Nach einer möglichen Vereinfachung mit den Regeln der Booleschen Algebra oder dem Karnaugh-Veitch-Diagramm kann das Ergebnis direkt zur Realisierung des Steuergerätes dienen.
=== Wahrheitstabelle ===
=== Wahrheitstabelle ===
Zeile 89: Zeile 88:
|}
|}
-
Die nebenstehende Wahrheitstabelle hat 2 Eingänge und daher 2<sup>2</sup>&nbsp;=&nbsp;4 mögliche Kombinationen. Es sind mit den Ausgängen A1 bis A3 die 3 wichtigsten Verknüpfungen dargestellt. Tabellen mit mehreren Ausgängen sind eine verkürzte Darstellung von entsprechend vielen Tabellen mit nur einem Ausgang. Eine Tabelle mit 2 Eingängen kann 16 verschiedene Verknüpfungen haben (''siehe [[Boolesche Funktion#n=2|Boolesche Funktion]]'').
+
Die nebenstehende Wahrheitstabelle hat 2 Eingänge und daher 2<sup>2</sup>&nbsp;=&nbsp;4 mögliche Kombinationen. Es sind mit den Ausgängen A1 bis A3 die 3 wichtigsten Verknüpfungen dargestellt. Tabellen mit mehreren Ausgängen sind eine verkürzte Darstellung von entsprechend vielen Tabellen mit nur einem Ausgang. Eine Tabelle mit 2 Eingängen kann 16 verschiedene Verknüpfungen haben (''siehe Boolesche Funktion'').
Anhand des folgenden Beispiels soll der Steuerungsentwurf näher betrachtet werden:
Anhand des folgenden Beispiels soll der Steuerungsentwurf näher betrachtet werden:
Zeile 129: Zeile 128:
Üblich sind die folgenden Darstellungen dieser Aussage:
Üblich sind die folgenden Darstellungen dieser Aussage:
-
* Ausdruck der [[Boolesche Algebra|Booleschen Algebra]] (Schaltalgebra): [[Datei:steuerung_3.png]]<br /> [[Datei:steuerung_1.png]] steht für ODER, [[Datei:steuerung_2.png]] für UND, — für NICHT
+
* Ausdruck der Booleschen Algebra (Schaltalgebra): [[Datei:steuerung_3.png]]<br /> [[Datei:steuerung_1.png]] steht für ODER, [[Datei:steuerung_2.png]] für UND, — für NICHT
[[Datei:Logikplan.svg|miniatur|Logikplan]]
[[Datei:Logikplan.svg|miniatur|Logikplan]]
-
* [[Funktionsbausteinsprache|Funktionsplan (Logikplan)]]:<br /> ≥1 steht für ODER, & für UND, O für NICHT<br /> Für die Grundverknüpfungen gibt es genormte Symbole, die ausführlich im Artikel [[Logikgatter]] beschrieben sind.
+
* Funktionsplan (Logikplan):<br /> ≥1 steht für ODER, & für UND, O für NICHT<br /> Für die Grundverknüpfungen gibt es genormte Symbole, die ausführlich im Artikel [[Logikgatter]] beschrieben sind.
Während der Funktionsplan an eine Schaltung aus elektronischen Schaltgliedern angelehnt ist, unterstützt der Kontaktplan den Aufbau der Steuerung mit Hilfe von Relais.
Während der Funktionsplan an eine Schaltung aus elektronischen Schaltgliedern angelehnt ist, unterstützt der Kontaktplan den Aufbau der Steuerung mit Hilfe von Relais.
Zeile 142: Zeile 141:
|}
|}
-
* [[Kontaktplan]]:<br />Hier wird wie bei einem [[Schaltplan]] eine Parallelschaltung für ODER, Reihenschaltung für UND, Öffner für NICHT verwendet.
+
* Kontaktplan:<br />Hier wird wie bei einem Schaltplan eine Parallelschaltung für ODER, Reihenschaltung für UND, Öffner für NICHT verwendet.
<br style="clear:both;" />
<br style="clear:both;" />
-
{| class="wikitable"
+
{| class="wikitable" style="float:right"
-
|- style="float:right"
+
|
|
-
LDN  E2
+
LDN  E2
-
A    A1
+
A    A1
-
O    E1
+
O    E1
-
=    A1
+
=    A1
  &nbsp;
  &nbsp;
|
|
-
LD    E2
+
LD    E2
-
R    A1
+
R    A1
   
   
-
LD    E1
+
LD    E1
-
S    A1
+
S    A1
|-
|-
| Anweisungsliste Variante 1 || Variante 2
| Anweisungsliste Variante 1 || Variante 2
|}
|}
-
* [[Anweisungsliste]] einer SPS:<br />LD steht für Lade, N für NICHT, <br />A für UND, O für ODER, <br />S für Setzen (speichernd), R für Rücksetzen
+
 
 +
* Anweisungsliste einer SPS:<br />LD steht für Lade, N für NICHT, <br />A für UND, O für ODER, <br />S für Setzen (speichernd), R für Rücksetzen
<br style="clear:both;" />
<br style="clear:both;" />
-
Bei gesteigerter Komplexität gegenüber dem Beispiel und insbesondere bei Rückführung von Ausgängen auf Eingänge, spricht man von [[Endlicher Automat|endlichen Automaten]], die in einem eigenen Wissensgebiet, nämlich der Theorie der endlichen Automaten, behandelt werden.
+
Bei gesteigerter Komplexität gegenüber dem Beispiel und insbesondere bei Rückführung von Ausgängen auf Eingänge, spricht man von endlichen Automaten, die in einem eigenen Wissensgebiet, nämlich der Theorie der endlichen Automaten, behandelt werden.
== Programmierbare Steuerungen ==
== Programmierbare Steuerungen ==
-
[[Computer]] sind universelle Geräte der Informationsverarbeitung, die sich hervorragend als Steuergerät eignen. Man findet sie je nach Aufgabe als [[Controller (Hardware)|Controller]], als [[speicherprogrammierbare Steuerung]] (SPS) oder als [[Industrie-PC]] (IPC). Während der SPS-Programmierer Logik- und Kontaktpläne oder die Anweisungsliste eingeben kann, werden Controller und IPC mit höheren [[Programmiersprache]]n programmiert. IPCs können mit geringstem Aufwand umfangreiche Zusatzfunktionen wie Visualisierungen, Protokollierungen und Statistiken bereitstellen.
+
Computer sind universelle Geräte der Informationsverarbeitung, die sich hervorragend als Steuergerät eignen. Man findet sie je nach Aufgabe als Controller, als speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) oder als Industrie-PC (IPC). Während der SPS-Programmierer Logik- und Kontaktpläne oder die Anweisungsliste eingeben kann, werden Controller und IPC mit höheren Programmiersprachen programmiert. IPCs können mit geringstem Aufwand umfangreiche Zusatzfunktionen wie Visualisierungen, Protokollierungen und Statistiken bereitstellen.
-
Ausgeführte Programme benötigen Zeit. Nur Hard- und Software, die auch im ungünstigsten Fall synchron zum Prozess arbeiten kann, ist als Steuergerät geeignet und wird als echtzeitfähig bezeichnet. Im engeren Sinn bedeutet [[Echtzeit]] jedoch, dass Hard- und Software eines Rechners für diesen Zweck besonders ausgelegt sind. Rechner, die steuern, dürfen nie überlastet sein.
+
Ausgeführte Programme benötigen Zeit. Nur Hard- und Software, die auch im ungünstigsten Fall synchron zum Prozess arbeiten kann, ist als Steuergerät geeignet und wird als echtzeitfähig bezeichnet. Im engeren Sinn bedeutet Echtzeit jedoch, dass Hard- und Software eines Rechners für diesen Zweck besonders ausgelegt sind. Rechner, die steuern, dürfen nie überlastet sein.
== Anwendungen und Beispiele ==
== Anwendungen und Beispiele ==
Beispiele für gesteuerte technologische Prozesse:
Beispiele für gesteuerte technologische Prozesse:
-
* [[Steuerung (Dampfmaschine)]]: Die mechanische Steuerung der Dampfzufuhr zu den Zylindern.
+
* Steuerung (Dampfmaschine): Die mechanische Steuerung der Dampfzufuhr zu den Zylindern.
-
* Bei einer [[Waschmaschine]] werden Heizung, Wasserzufluss und Elektromotor von einer Steuerung durch Verarbeitung von Informationen über Wasserstand, Zeit und Temperatur so in Gang gesetzt und angehalten, dass saubere vorgetrocknete Wäsche entsteht.  
+
* Bei einer Waschmaschine werden Heizung, Wasserzufluss und Elektromotor von einer Steuerung durch Verarbeitung von Informationen über Wasserstand, Zeit und Temperatur so in Gang gesetzt und angehalten, dass saubere vorgetrocknete Wäsche entsteht.  
-
*Das Steuergerät eines [[Automotor]]s beeinflusst kontinuierlich die Kraftstoffzufuhr und den Zündzeitpunkt über analoge Aktoren. Es erhält analoge Informationen über Sensoren für die Gaspedalstellung, die Motortemperatur und die Drehzahl, um den Motor unter verschiedensten äußeren Umständen optimal zu betreiben.
+
*Das Steuergerät eines Automotors beeinflusst kontinuierlich die Kraftstoffzufuhr und den Zündzeitpunkt über analoge Aktoren. Es erhält analoge Informationen über Sensoren für die Gaspedalstellung, die Motortemperatur und die Drehzahl, um den Motor unter verschiedensten äußeren Umständen optimal zu betreiben.
-
* [[Sicherheitssteuerung]]: Der Aufbau ist [[Redundanz (Technik)|Redundant]] und Fehlersicher.
+
* Sicherheitssteuerung: Der Aufbau ist Redundant und Fehlersicher.
-
* [[Fernsteuerung]]: große Entfernung zwischen Steuerung und Gerät
+
* Fernsteuerung: große Entfernung zwischen Steuerung und Gerät
-
* [[Ventilsteuerung]]: ein Mechanismus zur Steuerung des Gaswechsels bei einem Viertakt-Hubkolbenmotor
+
* Ventilsteuerung: ein Mechanismus zur Steuerung des Gaswechsels bei einem Viertakt-Hubkolbenmotor
-
* [[Lenkung]]: die Beeinflussung der Fahrtrichtung von Fahrzeugen aller Art
+
* Lenkung: die Beeinflussung der Fahrtrichtung von Fahrzeugen aller Art
-
** [[Flugzeug#Flugsteuerung|Flugsteuerung]]: die Steuerung von Luftfahrzeugen
+
** Flugsteuerung: die Steuerung von Luftfahrzeugen
-
** [[Raketenstart]]
+
** Raketenstart
-
** [[Steuerung der Modelleisenbahn]]
+
** Steuerung der Modelleisenbahn
-
*[[Mediensteuerung]]: Audio- Video- und Lichtsteuerung während einer Show
+
*Mediensteuerung: Audio- Video- und Lichtsteuerung während einer Show
== Geschichte ==
== Geschichte ==
Zeile 193: Zeile 192:
[[Datei:Jacquard01.jpg|thumb|Die Lochkartensteuerung der Jacquard-Webmaschine]]
[[Datei:Jacquard01.jpg|thumb|Die Lochkartensteuerung der Jacquard-Webmaschine]]
[[Datei:Siemens_Logo.jpg|thumb|Eine kleine speicherprogrammierbare Steuerung]]
[[Datei:Siemens_Logo.jpg|thumb|Eine kleine speicherprogrammierbare Steuerung]]
-
Der griechische Erfinder [[Heron von Alexandria]] (ca. 20–62 n.&nbsp;Chr.) beschreibt in seinem Werk „Automata“ eine Türsteuerung, bei der sich durch Entzünden eines Feuers die Tempeltür öffnet, auch automatische Theater die gesteuert durch sich abwickelnde Seile verschiedene Bewegungen ausführen konnten. Er entwarf auch einen Weihwasserautomat der nach Einwurf einer Münze eine kleine Menge geweihtes Wasser ausgab. Diese Ideen sind aber in Vergessenheit geraten und nicht weiter entwickelt worden.
+
Der griechische Erfinder Heron von Alexandria (ca. 20–62 n.&nbsp;Chr.) beschreibt in seinem Werk „Automata“ eine Türsteuerung, bei der sich durch Entzünden eines Feuers die Tempeltür öffnet, auch automatische Theater die gesteuert durch sich abwickelnde Seile verschiedene Bewegungen ausführen konnten. Er entwarf auch einen Weihwasserautomat der nach Einwurf einer Münze eine kleine Menge geweihtes Wasser ausgab. Diese Ideen sind aber in Vergessenheit geraten und nicht weiter entwickelt worden.
-
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden Spieldosen mit [[Stiftwalze]]n gesteuert.
+
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden Spieldosen mit Stiftwalzen gesteuert.
-
Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Webmaschinen von hölzernen [[Lochkarte]]n gesteuert, die 1805 von [[Joseph-Marie Jacquard]] mit einem umlaufenden Lochband wesentlich verbessert wurden.
+
Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Webmaschinen von hölzernen Lochkarten gesteuert, die 1805 von Joseph-Marie Jacquard mit einem umlaufenden Lochband wesentlich verbessert wurden.
-
*1835 erfindet [[Joseph Henry]] das Relais.
+
*1835 erfindet Joseph Henry das Relais.
-
*1941 baut [[Konrad Zuse]] den ersten Computer mit Relais.
+
*1941 baut Konrad Zuse den ersten Computer mit Relais.
*1947 wird der Transistor erfunden.
*1947 wird der Transistor erfunden.
-
*1954 wird die erste [[Numerische Steuerung]] mit Röhren produziert.
+
*1954 wird die erste Numerische Steuerung mit Röhren produziert.
-
*1958 kommt die elektronische Steuerung [[SIMATIC]] auf den Markt.
+
*1958 kommt die elektronische Steuerung SIMATIC auf den Markt.
*1960er: Pneumatische Steuerungen sind kleiner und effektiver als Relais-Steuerungen.
*1960er: Pneumatische Steuerungen sind kleiner und effektiver als Relais-Steuerungen.
*1970er: Die speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) verdrängt pneumatische und Relais-Steuerungen.  
*1970er: Die speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) verdrängt pneumatische und Relais-Steuerungen.  
*2000er: Programmierbare Steuerungen werden auch für Sicherheitsfunktionen verwendet.
*2000er: Programmierbare Steuerungen werden auch für Sicherheitsfunktionen verwendet.
-
''Siehe auch: Geschichte der [[Automatisierung#Geschichte|Automatisierung]], [[Robotik#Geschichte|Robotik]], [[Numerische Steuerung#Geschichte|NC]]''
+
''Siehe auch: Geschichte der Automatisierung, Robotik, NC''

Aktuelle Version vom 8. Februar 2011, 12:46 Uhr

Persönliche Werkzeuge